Zibelemärit: zwischen Suchauftrag und Konfettischlacht

Einmal im Jahr steht so manche Bernerin und mancher Berner viel früher auf als sonst: Der Zibelemärit gehört zur Stadt wie ihr Wappentier. Unsere Polizistinnen und Polizisten sind sogar noch früher dran – ich habe zwei von ihnen durch den Anlass begleitet.

Mitten in der Nacht, um 2.30 Uhr nämlich, mache ich mich auf den Weg zu einem Antreten der Einsatzkräfte. Die Strassen sind noch leer, die Stadt schläft. Für die beiden Kollegen, welche ich begleiten werde, beginnt der Einsatz «Zibelemärit» um 03.00 Uhr in der Früh.

Die frühe Stunde kann den Kolleginnen und Kollegen nichts anhaben

Nach und nach treffen Polizistinnen und Polizisten aus dem ganzen Kanton ein, die für diesen Einsatz aufgeboten wurden. Trotz der nachtschlafenden Zeit wird bereits viel geredet und gelacht. Man merkt gut, dass die Kolleginnen und Kollegen unregelmässige Arbeitszeiten gewohnt sind. Pünktlich um 3.00 Uhr überprüft der sogenannte Einsatzkoordinator Front, ob alle für die Fusspatrouillen eingeteilten Uniformierten anwesend sind und gibt letzte Hinweise zum Ablauf des Einsatzes und zu den Aufträgen.

Anschliessend machen sich die Polizistinnen und Polizisten jeweils in Zweierteams zu jenem Sektor auf, der ihnen zugeteilt wurde. Es ist noch vor 4.00 Uhr, die letzten Marktfahrer sind eilig dabei, ihre Warenauslagen bereit zu machen. Auf dem Waisenhausplatz köchelt bereits eine «Zibelesuppe» vor sich hin, der Geruch von Glühwein liegt in der Luft. Noch sind die Berner Altstadtgassen leer und gut begehbar, das wird sich aber bald ändern.

Unser Auftrag: Ordnung und Sicherheit für alle

Offiziell beginnt der Markt um 6.00 Uhr, die ersten Besucherinnen und Besucher tauchen aber durchaus schon früher in das bunte Treiben ein. Die Patrouillen nutzen die «Ruhe vor dem Sturm», um einen ersten Kontroll-Rundgang durch ihre Sektoren zu machen und sich einen Überblick zu verschaffen. Die Kantonspolizei Bern hat den Auftrag, die Ordnung und Sicherheit am Zibelemärit zu gewährleisten. Der ganze Einsatz wird von einem zentralen Führungsraum aus koordiniert, mit welchem die einzelnen Patrouillen per Funk in Verbindung stehen.

Ich begleite zwei Kollegen, die im Bereich des Bundesplatzes eingeteilt wurden. Bereits anlässlich unserer ersten Rundgänge wird uns Knoblauchbrot angeboten – noch ein bisschen zu früh für uns, wir lehnen dankend ab. Die beiden Polizisten nutzen aber die Gelegenheit, sich mit dem einen oder anderen Marktfahrer kurz zu unterhalten, bevor die Besucherströme durch die Gassen fliessen und es dazu zu eng wird.

Von überall her kommen Besucher – und viele Fragen

Die Menge an Menschen nimmt jetzt rasch zu, und mit ihr auch Fragen der Besucher an meine Kollegen. Viele Leute erkundigen sich, wo es öffentliche Toiletten gibt oder wo sich eine bestimmte Gasse oder ein spezieller Stand befindet. Es zahlt sich aus, dass sich beide Polizisten in Bern bestens auskennen und somit die zahlreichen Auskünfte mühelos geben können. Auch sprachgewandt muss man als Uniformierter am Zibelemärit sein: Sehr oft wird die Patrouille in Französisch oder Englisch angesprochen. Sogar auf Italienisch gelingt es, einem Mann den Weg zum Bärenpark zu beschreiben. Die Besucher, die aus der ganzen Schweiz und dem nahen Ausland angereist sind, haben oft Mühe, sich in der Stadt zu orientieren und sind dankbar, wenn ihnen die Patrouille den Weg zum Bahnhof oder zum Münster weisen kann.

Als wir gerade wieder auf einem Rundgang sind, kommt eine Marktfahrerin auf uns zu und bittet um Hilfe. Sie könne ihr Kind nicht mehr finden. Wir begleiten sie zu ihrem Stand und glücklicherweise endet die Suche dort, bevor sie angefangen hat: Das Kind hatte kurz eine Toilette aufgesucht, ohne die Eltern zu informieren und war nun bereits wieder zum Stand zurückgekehrt. Erleichterung auch bei der Patrouille: Die Suche nach einer vermissten Person auf dem Zibelemärit-Gelände gestaltet sich nämlich nicht so einfach…

Mit Konfetti gegen die Bise

Den ganzen Morgen über weht eine kalte Bise, die einem rasch auskühlen lässt, wenn man nicht in Bewegung bleibt. Das spüren wir gut, als wir einige Zeit auf dem Bundesplatz Stellung beziehen. Dort liefern sich ein paar Kinder eine Konfettischlacht und werden schliesslich auf die beiden Polizisten aufmerksam, die mit ihren orangen Leuchtwesten aus der Menge stechen. Erst zaghaft und dann mit viel Inbrunst werden die beiden Ziel einiger Konfetti-Attacken. Sie nehmen es mit Humor und rüsten sich selbst mit einer Hand voll farbiger Flocken zum Gegenzug.

Es herrscht eine gelöste Stimmung am Zibelemärit und viele Besucher nutzen die Gelegenheit, mit den Polizisten ins Gespräch zu kommen. Die beiden wiederum schätzen Einsätze wie diesen sehr, bei denen man auch einmal die Möglichkeit hat, sich mit der Bevölkerung ganz ungezwungen auszutauschen und sich, solange es am Funk ruhig bleibt, die Zeit dafür nehmen kann, die sonst so oft fehlt.

Eine Schicht geht zu Ende, die nächste beginnt

Kurz vor dem Mittag werden die Kollegen erneut um Hilfe gebeten: Eine Marktbesucherin wendet sich an die beiden und erklärt, sie suche nach ihrem Vater, den sie im Getümmel verloren habe. Sie gibt der Patrouille eine Personenbeschreibung und einer der Polizisten entdeckt kurze Zeit später den älteren Mann vor einem Stand, wo er gebannt den Ausführungen eines Marktfahrers lauscht und noch gar nicht bemerkt hat, dass seine Tochter nach ihm sucht. Glücklicherweise fand somit auch dieser Fall ein gutes Ende.

Gegen 12.00 Uhr wurden die Fusspatrouillen, welche bereits vor Marktbeginn im Einsatz standen, schliesslich abgelöst und rückten ein. Für mich war es ein tolles Erlebnis, die Patrouille an diesem Traditionsanlass zu begleiten. Und beim Umziehen haben wir alle noch den einen oder anderen Rest Konfetti entdeckt.

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1 Kommentare

  1. Marlis hertig

    Die Polizei, dein Freund und Helfer. Herzlichen Dank für den gut verfassten Text. Ich war nicht am Zibelemärit, konnte mir aber, durch die Alltagsbeschreibung sehr gut vorstellen, wie es zu und her ging. Den beiden Polizisten mag ich es gönnen, dass sie auch wieder einmal den „Beraterhut“ aufsetzen konnten. Der wiegt nämlich weniger schwer, als der „Polizistenhut“.

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