Winterdienst: Einmal sprühen bitte!
Wintersportler haben sich auf den Schnee gefreut – auf den Strassen bereitet die weisse Pracht weniger Freude. Für die Schneeräumequipen des Tiefbauamtes im Kanton Bern bedeutet der Winter jeweils vor allem viel Arbeit. Mit moderner Technik und einem Hightech-Warnsystem kämpfen sie gegen Schnee, Glätte und Eis und für sicher befahrbare Strassen im Kanton.
Die Wintersportler konnten sich an einem schneereichen Winter freuen. Autofahrer hingegen dürfte diese weisse Pracht weniger gefreut haben: Längere Bremswege, verringerte Bodenhaftung − von der Reifbildung auf den Fahrzeugscheiben gar keine Rede. Dafür, dass in den Wintermonaten jeweils Schnee, Eis und Glätte auf unseren Kantons- und Nationalstrassen nicht Überhand nehmen, sind die Winterdienstequipen des Tiefbauamtes (TBA) besorgt.
Vorbereitung für einen sicheren Winter
Bereits im Sommer starten sie mit den Vorbereitungen für den Winterdiensteinsatz. Bis Ende Oktober werden alle Räumfahrzeuge, Schneepflüge und -fräsen wintertauglich gemacht, die Wintersignalisation gesetzt und die Salzlager gefüllt. Alleine um den Betrieb auf den Nationalstrassen zu gewährleisten, werden in einem durchschnittlichen Winter auf den Schnellstrassen in unserem Kanton gut 3’000 Tonnen Salz ausgetragen − in einem strengen Winter kann es aber auch schon mal die doppelte Menge sein. Gelagert wird das Salz für die Autobahnen und Autostrassen auf dem Areal der Autobahnwerkhöfe Bern und Gesigen. In Bern wurde im 2015 die alte Salzlagerhalle durch drei neue Salzsilos ersetzt. Jedes von ihnen fasst 900 Kubikmeter Salz. Die Silos sind mit ihrem gewaltigen Fassungsvermögen die grössten ihrer Art in Europa.
Sprühen statt streuen
Alleine rund 30 Fahrzeuge werden im Kanton Bern für den Winterdienst auf den Nationalstrassen eingesetzt. Anders als auf Gemeinde- oder Kantonsstrassen wird Salz auf den Nationalstrassen nicht mehr im klassischen Sinn gestreut, sondern gesprüht. «Diese Technik hat sich in den letzten Jahren im Winterdienst auf Nationalstrassen durchgesetzt», sagt Martin Rösti, Leiter der Abteilung Nationalstrassen Betrieb im TBA. Die Vorteile liegen auf der Hand: Salz reagiert nur in Verbindung mit Wasser. Salz, das auf trockene Fahrbahnen (präventiv) ausgetragen wird, um Vereisung bei einsetzendem Regen vorzubeugen, verbleibt schlecht auf dem Strassenbelag, wird verweht und endet meist da, wo es später nichts nützt: Im Strassengraben.
Anders verhält es sich mit der versprühten Salzsole: «Das Streubild ist besser und wir haben einen besseren Langzeiteffekt», so Rösti. Ausserdem könnten dank Sprühbalken mit einer Streubreite bis zu zwölf Meter in einer Fahrt mehrere Fahrbahnen gleichzeitig gesalzen werden und der Salzverbrauch pro Fahrtkilometer sei geringer.
Ein Frühwarnsystem für Wetterumschwünge
Während trockenes und kaltes Wetter für die Winterdienstverantwortlichen berechenbar und damit gut zu bewältigen ist, hält vor allem unbeständiges Wetter die TBA-Mitarbeitenden auf Trab. «Kritisch wird es, wenn der Taupunkt höher ist als die Lufttemperatur», so Rösti. Dann kann sich Nässe auf der Strasse absetzen − eine Hauptursache für Blitzeis und Eisglätte. Um dieser Gefahr vorzubeugen – überhaupt um Väterchen Frost in Schach zu halten − steht den Spezialisten vom TBA ein ausgeklügeltes Frühwarn- und Prognosesystem zur Verfügung. Alleine auf dem Nationalstrassennetz sind im Kanton Bern an 28 Orten Messstationen installiert. Sie liefern Wetter- und Strassenzustandsdaten, auf Basis derer eine Beurteilung der Ist-Situation vorgenommen werden kann und sich verlässliche Verlaufsprognosen erstellen lassen.
Bei Schnee und Glatteis pressiert’s
Um auch im Falle eines kurzfristigen Wetterumschwungs einen Winterdiensteinsatz gewährleisten zu können, werden die Messdaten laufend in der Betriebsleitzentrale des TBA überwacht. Denn wenn es schnell gehen muss, so ist auch das TBA an Einsatzzeiten gebunden: Das Bundesamt für Strassen ASTRA schreibt vor, dass Räumequipen innerhalb einer halben Stunde nach Alarmierung im Werkhof sein müssen. Eine Strassenräumung oder das Salzen der Fahrbahn hat dann innerhalb von zwei Stunden zu erfolgen. «Das verlangt Planung und eine gute Pikettorganisation», so Rösti. Trotz viel Arbeit und vielen Überstunden sei aber der Winter nicht etwa eine verpönte Jahreszeit bei seinen Leuten. «Wir mögen den Winter. Die Verkehrsteilnehmer schätzen es, wenn sie unsere Fahrzeuge sehen, und das gibt auch uns ein gutes Gefühl.»
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