Jugendliche im Fokus: Ein ehemaliger Jugendstraftäter blickt zurück
Ein Jugendlicher gerät auf die schiefe Bahn: Um seinen Drogenkonsum zu finanzieren, verübt er Einbrüche und sogar Überfälle. Schliesslich wird er gefasst. Der junge Erwachsene K. erzählt von einer schwierigen Zeit und davon, wie er sie hinter sich gelassen hat.
K.* ist heute 19 Jahre alt. Die Jugendpatrouille hatte wiederholt Kontakt mit ihm wegen verschiedener Vergehen. Die Polizei hat hingesehen und die Jugendanwaltschaft hat Massnahmen getroffen. Daraufhin hat sich für K.* einiges zum Besseren gewendet. Er hat inzwischen eine Lehre abgeschlossen.
Als ich ihn gefragt habe, ob er bereit sei, für diesen Blog einige Fragen zu beantworten, war er sofort damit einverstanden.
Hattest du als Jugendlicher oft mit der Polizei Kontakt?
Ja, leider schon.
Wann war das erste Mal?
Da war ich in der 6. Klasse, ich hatte ein Handy gestohlen. Von da an hatte ich öfter mit der Polizei zu tun.
Was hast du sonst noch angestellt?
Ich habe angefangen zu kiffen und Alkohol zu trinken. Ich war oft betrunken und mit älteren Leuten unterwegs. Wir haben uns immer draussen an Orten aufgehalten, wo die Polizei oft vorbeikommt.
Hattest du Kontakt mit zivilen Polizistinnen und Polizisten oder der Jugendpatrouille?
Ja zum Beispiel mit Ihnen. (Er lacht) Ich wurde wirklich oft kontrolliert. Einmal haben Sie mir einen Schlagring abgenommen. Die Polizeikontrollen waren eigentlich immer in Ordnung, ausser ich war betrunken. Dann war es schwierig.
Wie ging es mit dir weiter?
Ich war mit den falschen Leuten unterwegs und fing an, Kokain zu konsumieren. Irgendwann hatte ich zu wenig Geld für die Drogen und dann habe ich angefangen, Einbrüche zu machen. Und als das nicht mehr reichte, habe ich dann noch mehrere Tankstellen überfallen.
Was war die Motivation für deine Taten?
Ich brauchte einfach Geld für meinen Drogenkonsum.
Und wie hat es aufgehört?
Als ich erwischt wurde, habe ich reinen Tisch gemacht und alle Taten gestanden. Ich wollte einen Neuanfang und mit der Vergangenheit abschliessen. Schlussendlich bin ich in eine Pflegefamilie in einem anderen Kanton gekommen. Ich war mehrere Jahre lang dort konnte eine Lehre machen, die habe ich auch erfolgreich abgeschlossen.
Waren diese Massnahmen aus deiner Sicht nötig?
Ja, ganz klar. Ich wäre sonst vielleicht tot oder im Gefängnis. Ich hätte einfach weitergemacht, wenn mich niemand gestoppt hätte. Als ich erwischt wurde, war es nicht lustig, aber ich konnte davon profitieren und habe jetzt einen Lehrabschluss. Ich habe daraus gelernt und bin jetzt nicht mehr so «im Film» wie damals.
Wie hätte verhindert werden können, dass du straffällig geworden bist?
Verhindern wäre wohl nicht möglich gewesen, aber ich hätte schon viel früher erwischt und in einem Heim platziert werden sollen. Das wäre eine Chance für mich gewesen.
Wenn die Polizisten mich besser gekannt hätten, hätten sie vielleicht eine Veränderung bei mir gesehen und sie hätten mich früher erwischt oder bemerkt, dass ich auf die schiefe Bahn geraten bin.
Wie hatte dein Kollegenkreis Einfluss auf deine Taten?
Der Kollegenkreis hatte einen sehr grossen Einfluss. Ich war oft mit älteren Jungs unterwegs und kam in ein falsches Umfeld. Ohne dieses Umfeld hätte ich nicht angefangen, Drogen zu konsumieren. Ich habe aber die Taten gemacht und bin selber dafür verantwortlich.
Mein Umfeld habe ich deutlich verändert seitdem. Ich bin nicht mehr mit älteren Leuten unterwegs und suche mir Freunde in meinem Alter oder jüngere.
Was willst du in deinem Leben noch erreichen?
Ich will jetzt eine Arbeitsstelle finden und meiner Familie helfen.
* Der Name des jungen Manns ist bekannt. Aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes geben wir keine weiteren Daten zur Person bekannt.
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