Fachbereich Digitale Forensik: mit den Fachpersonen auf der Suche nach digitalen Spuren und entscheidenden Hinweisen
Immer mehr Delikte verlagern sich von der Strasse in den digitalen Raum. Doch wie funktioniert die Suche nach digitalen Spuren und wie wird man Spezialist/-in beim Fachbereich Digitale Forensik der Kantonspolizei Bern? Wir geben Ihnen in diesem Blogbeitrag einen Einblick in die digitale Polizeiarbeit. Und erfahren Sie auch, was ein Teilnehmender des Cyber Lehrgangs der Schweizer Armee bei der Kantonspolizei Bern macht.
In den vergangenen Jahren stiegen schweizweit die Straftaten der digitalen Kriminalität. Die Täterschaften passen sich dem gesellschaftlichen Wandel an und begehen Delikte immer häufiger online. So sind auch bei der Kantonspolizei Bern vermehrt Spezialistinnen und Spezialisten gefragt, die sich in der digitalen Welt zurechtfinden und entsprechende Spuren und Hinweise finden können, mit dem Ziel ein Delikt aufzuklären und/oder die Täterschaft zu ermitteln. Bei der Kantonspolizei Bern ist dafür der Fachbereich Digitale Forensik – kurz FDF – zuständig. Die Blogredaktion hat die Personen hinter dem Fachbereich und ihre Werdegänge, insbesondere auch ein Teilnehmender des Cyber Lehrgangs, kennen gelernt.
Die vielfältigen Aufgaben des FDF
Die zentrale Aufgabe des FDF der Kantonspolizei Bern ist die Beweissicherung. Genauer gesagt die Sicherstellung, Aufbereitung und Auswertung elektronischer Spuren auf mobilen Geräten, wie Telefonen, Tablets und Navigationsgeräten, auf PCs und anderen Datenträgern sowie allgemein im Netz. Wer sich nun Männer und Frauen in weissen Ganzkörperanzügen mit Fotokameras und Pinseln an einem mit Polizeiband abgesperrten Tatort vorstellt, müssen wir leider enttäuschen. Die 23 Spezialistinnen und Spezialisten des FDF sitzen zwar wie «normale» Büroangestellte an einem PC, bei genauerem Hinschauen erkennt man aber, dass es hier alles andere als normal zu und hergeht. Spezifisches Fachwissen und diverse Applikationen werden benötigt, um sich im digitalen Datendschungel zurechtzufinden und an den richtigen Orten digitale Spuren, die durch die Täterschaft hinterlassen wurden, zu finden.
Der FDF ist in verschiedene Gruppen, wie zum Beispiel die Computerforensik und die mobile Forensik, unterteilt. Organisatorisch ist der gesamte Bereich in einer Spezialfahndung der Kriminalabteilung der Kantonspolizei Bern angesiedelt. Zu diesem Bereich gehört auch das Dezernat Digitale Kriminalität, das die jeweiligen Ermittlungen bei Cyberdelikten führt. Die Zusammenarbeit zwischen den Abteilungen ist eng und das Fachwissen der FDF-Mitarbeitenden sehr gefragt. So türmen sich im Gang des Bürogebäudes zahlreiche sichergestellte PC, Mobiltelefone und weitere Datenträger, die es zu untersuchen gilt. Doch wie läuft eine solche «Untersuchung» genau ab? Viele Details lassen sich die Mitarbeitenden nicht entlocken, da Vieles auch taktisch ist und wir den Täterschaften auch nicht alles preisgeben wollen. Es ist aber so, dass die Spezialistinnen und Spezialisten des FDF nicht nur bei klassischen Cyberdelikten oder Hackerangriffen zum Zuge kommen. Sondern sie machen sich beispielsweise auch bei Drogendelikten, Urkundenfälschungen oder Pornografie auf die Suche nach digitalen Spuren oder Hinweisen.
Zu ihrer Arbeit gehört aber nicht nur dieser Aufgabenbereich. Immer wieder müssen die Spezialistinnen und Spezialisten auch Mobiltelefone oder andere Geräte auswerten, um damit Aussagen von involvierten Personen bestätigen respektive widerlegen oder Tatabläufe rekonstruieren zu können. Die Ermittlungen des FDF können also einen entscheidenden Beitrag zur Aufklärung einer Straftat leisten.
Vom Cyber Lehrgänger zum digitalen Forensiker bei der Kapo Bern
Wie man in ein solch spannendes Berufsfeld kommen kann, zeigt das Beispiel eines Cyber Lehrgängers. Der junge Mann absolvierte im Rahmen des Cyber Lehrgangs das dreimonatige Praktikum beim FDF der Kapo Bern. Seit letztem Sommer ist er nun als fest angestellter Forensiker ein Bestandteil des Teams des FDF. Doch der Weg zum Traumberuf Cyber-Spezialist war nicht ganz einfach. Bereits das Auswahlverfahren der Schweizer Armee ist streng. Von rund 200 Bewerbungen schaffen es gerade mal 20 Angehörige der Armee, den 41-wöchigen Cyber Lehrgang abzuschliessen.
Die meiste Zeit davon verbringen die Teilnehmenden in Schulungen und Weiterbildungen. Gegen Ende der Ausbildung haben sich die Cyber Lehrgänger genügend Wissen angeeignet, um dieses dann in der Praxis umsetzen zu können. Während die meisten Cyberspezialisten bei der Armee eingesetzt werden, haben einige – wie der ehemalige Cyber Lehrgänger der Kapo Bern – die Möglichkeit, das Praktikum bei einem externen Partner zu absolvieren, zum Beispiel bei einem Betreiber einer kritischen Infrastruktur oder eben einer kantonalen Strafverfolgungsbehörde, wie beispielsweise bei der Kantonspolizei Bern.
Werdegänge der Spezialisten
Aber nicht nur der Weg über die Armee führt in die Cyberabteilung der Kantonspolizei Bern. Die sechs Polizistinnen und Polizisten sowie die 17 Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger haben ganz unterschiedliche Werdegänge. Mehrheitlich sind es studierte Informatiker/-innen, gelehrte Telematiker/-innen oder Elektroniker/-innen, die sich in diesem Berufsfeld weitergebildet haben. So gibt es beispielsweise einen entsprechenden Studiengang an der Universität Lausanne, Fernstudien in benachbarten Ländern oder andere Module an Fachhochschulen. Zudem sind vor allem auch spezifische Produkteschulungen und Systemausbildungen für die Ausübung dieses Berufs essenziell.
So unterschiedlich die Werdegänge der Mitarbeitenden auch sind, sie alle haben aber etwas gemeinsam: die Affinität zur Informatik respektive Digitalisierung und sie alle sind neugierig sowie geduldig im Ausprobieren von neuen technischen Fortschritten.
Unter Cyberkriminalität Archive – Blog der Kantonspolizei Bern finden Sie frühere Blogbeiträge zum Thema «Cyberkriminalität».
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