Vom «Polizeihelfer» zum Mitarbeitenden Verkehrsdienst

Wie überall sonst müssen auch in der Hauptstadt Bern die Verkehrsvorschriften eingehalten werden. Dafür sorgt der Verkehrsdienst, eine Organisationseinheit der Kantonspolizei Bern. Insbesondere an Wochenenden gilt es ausserdem, die Fahrzeugströme an den zahlreichen Veranstaltungen vorbei zu lenken – ein Job für Leute mit Fingerspitzengefühl.

Immer mehr Individualverkehr fliesst durch die Stadt und die Agglomeration Bern. Als Reaktion darauf wurde bereits 1965 bei der damaligen Stadtpolizei Bern der Verkehrsdienst ins Leben gerufen. Am 1. Oktober 1965 startete der erste Ausbildungskurs mit 21 so genannten Polizeihelfern. Während der Kursdauer von drei Monaten wurden die angehenden Polizeihelfer in verschiedenen berufsspezifischen Fächern wie Strafrecht, Verkehrsrecht und Rapportlehre ausgebildet.

Nach dem Kurs und der bestandenen Abschlussprüfung der Teilnehmenden, wurde am 3. Januar 1966 die damalige Wache Verkehrsdienst an der Hauptverkehrsachse am Bollwerk eröffnet. Jährlich fanden weitere Ausbildungsgänge statt und 1971 wurden erstmals auch Frauen rekrutiert. Die Platzverhältnisse wurden immer knapper: In den 80-er Jahren zog der Verkehrsdienst vom Bollwerk an die Zeughausgasse, im Rahmen einer Reorganisation 1998 wurde er in die neu gebildete Verkehrspolizei integriert und im Polizeistützpunkt Neufeld stationiert.

Gesucht: Leute mit Fingerspitzengefühl

In einem Inserat aus dem Jahr 1965 wurde folgendes Anforderungsprofil für den Polizeihelfer veröffentlicht:

Guter Leumund als Schweizer Bürger, Alter von 25 bis 35 Jahren, gute Gesundheit und freundliche Umgangsformen. Bewerber mit Fremdsprachenkenntnissen erhalten den Vorzug. Eine abgeschlossene Berufslehre ist erwünscht, jedoch nicht Bedingung.

Heute sind die Anforderungen an Bewerberinnen und Bewerber für einen Lehrgang als Sicherheitsassistenten mit späterem Einsatz beim Verkehrsdienst viel umfangreicher und anspruchsvoller:

  • Schweizer Bürgerin oder Schweizer Bürger
  • bei Ausbildungsbeginn mindestens 21 Jahre alt
  • gesund und in guter körperlicher Verfassung
  • team- und konfliktfähig sowie eine hohe Sozialkompetenz
  • psychisch und physisch belastbar, unvoreingenommen
  • absolvierte Berufslehre mit eidg. Fähigkeitszeugnis oder eine gleichwertige Ausbildung (z.B. Matura). Fehlende Ausbildungsjahre (z.B. bei einer Attestlehre) können mit einer weiteren Ausbildung oder durch eine doppelte Anzahl Praxisjahre kompensiert werden.
  • eine Sehleistung, die den Mindestanforderungen des Führerausweises Kat. C (Motorwagen) entspricht – Sehtest erforderlich
  • mündliche Fremdsprachenkenntnisse sind von Vorteil
  • Besitz des Führerausweises Kategorie B (Handschaltung)
  • einwandfreier Leumund / charakterliche Eignung
  • gute Allgemeinbildung
  • sprachliche Gewandtheit
  • Durchsetzungsvermögen
  • kommunikatives und sicheres Auftreten
  • Vorbildfunktion
  • und noch einiges mehr – alle Anforderungen im Detail finden Sie auf der Website der Kantonspolizei Bern.

Während der Ausbildung und – um genügend Erfahrung zu sammeln – ein Jahr danach, ist ein Beschäftigungsgrad von 100 % zu leisten. Danach kann eine Teilzeitarbeit geprüft werden.

Nach einigen Jahren Berufserfahrung und bei entsprechender Eignung besteht die Möglichkeit, sich im Rahmen der internen Stellenausschreibung auf eine freigewordene Stelle als Gruppenchefstellvertreter/in und später auch als Gruppenchef/in zu bewerben.

Und was macht man beim Verkehrsdienst?

Zu den Hauptaufgaben der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Verkehrsdienst gehört die Überwachung des ruhenden Verkehrs. Die Stadtberner Bevölkerung erwartet von der Polizei, dass sie regelmässige Kontrollen durchführt. Beinahe täglich gehen bei der Mobilen Polizei Schreiben von Quartierleisten, Politikern, Gewerbetreibenden etc. ein, mit der Bitte um vermehrte Kontrollen.

Das gilt vor allem für die vielen Parkscheibenzonen und Parkplätze mit Gebührenpflicht sowie die mit einem komplexen Regelwerk behaftete obere und untere Altstadt. Oft treffen die Verkehrsdienstpatrouillen auch auf grobe Parkierungsverstösse, wie Parkieren in Verzweigungen, auf Trottoirs und vor oder auf Fussgängerstreifen, was nicht nur gefährlich ist, sondern neben der Ahndung auch ein kostenpflichtiges Abschleppen des Fahrzeuges zur Folge haben kann.

Die Königsdisziplin: Grossanlässe in der Stadt

Der Verkehrsdienst kümmert sich aber auch um die Kontrolle des fliessenden Verkehrs. Fahrverbote, Fahranordnungen und Markierungen wie Stoppstrassen oder Busspuren werden kontrolliert. Zu den schwierigeren Kontrollen zählt sicherlich die Fahrdisziplin der Velofahrenden. Alleine sie anzuhalten, erfordert viel Erfahrung und Taktik. Somit ergeben sich täglich neue Situationen, interessante und anspruchsvolle Kontakte mit Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmern, Touristen und weiteren Bevölkerungskreisen der Bundesstadt.

Öfters benötigen die Mitarbeitenden des Verkehrsdienstes neben viel Fingerspitzengefühl auch ein wenig Gelassenheit. Sie müssen sich manchmal viel anhören, insbesondere, wenn sie bei einer Veranstaltung eine unliebsame Verkehrsmassnahme durchzusetzen haben. In der Bundeshauptstadt mit ihren zahlreichen Anlässen kommt dies oft vor: Die Frühjahrsmesse BEA, der Zibelemärit, Frauenlauf, Grand Prix von Bern, Fasnacht, die Spiele des BSC Young-Boys und des SCB, Staatsempfänge sowie unzählige politische Kundgebungen sorgen für Abwechslung im Dienstalltag.

Organisation

Der Verkehrsdienst ist der Mobilen Polizei Bern angegliedert. Gegenwärtig sorgen 37 uniformierte Frauen und 26 Männer in der Hauptstadt für die Einhaltung der Verkehrsvorschriften. Die derzeit 63 Mitarbeitenden sind auf acht Gruppen verteilt. Jede Gruppe wird von einem Gruppenchef bzw. einer Gruppenchefin geführt. Vier Gruppen werden jeweils von einem Schichtchef geführt, welche dem Dienstchef unterstellt sind. Mit der Mobilen Polizei zusammen untersteht der Verkehrsdienst dem Chef Mobile Polizei Bern.

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